Warum schreibe ich oder was ist emotionaler Missbrauch?

Seid gegrüßt verehrte(r) Anonymous!

Endlich habe ich es mal wieder geschafft an diesem Blog zu basteln und ganz ehrlich? Ich mag diesen Blog. Er illustriert sehr schön wie ich herum experimentiere, aber auch meine Fortschritte. Expert*innen raten mir immer wieder dazu eine durchstrukturierte Autorenseite zu haben, einen strategischen Markenaufbau zu betreiben, wenn ich professionell rüberkommen will. Nun, da ist bestimmt etwas dran. Aber was ist, wenn ich das nicht unbedingt möchte? Wenn dich interessiert, was ich bin, dann klicke unten auf "Mehr Anzeigen".😌



"A difference in opinion is not gaslighting. Denying your reality is." 
Dr. Ramani Homepage, Achtung: Link geht zu Youtube

Die folgende Sätze sind nur Beispiele. Ich könnte allein mit Beispielen ganze Bücher füllen.

Stell dich nicht so mädchenhaft an, ist doch nur ein Kratzer.
Ich hörte auf, wegen jeder "Kleinigkeit" zu weinen.

Wärst du doch ein Junge! Mädchen sind so schwierig groß zu ziehen. 
Ich vermied daraufhin, meine Bedürfnisse zu artikulieren, vermied alles  "Mädchenhafte".

Schrei nicht so rum, das gehört sich nicht als Erwachsene Frau. Du bist ja hysterisch 
Ich schluckte meine Wut, meinen Zorn hinunter bis mein Magen rebellierte 

Du hast deinem ersten romantischen Freund zuerst einen Keks angeboten, deshalb bestrafe ich dich mit zwei Jahren schweigen während wir weiter unter einem Dach leben.
Ich lernte, dass Liebe nicht gleich Liebe ist. Dass ich die Liebe der Eltern verliere, wenn ich mich in jemanden andere, egal welchen Geschlechts, verliebe. 

Warum beschwerst du dich? Dir geht es doch gut. Andere haben es viel, viel schwerer. Die hungern zum Beispiel.
Ich behielt meine Kritik für mich.

Du hast alles, was anderes Kinder auch haben. Was willst du denn noch?
Ich hörte auf, geliebt werden zu wollen.

Du kannst am Ende der 6. Klasse immer noch nicht Bruchrechnen? Wie willst du mal durchs Leben kommen?
Ich hörte auf, es zu versuchen. 

Ich kann mit dir machen, was ich will. Ich bin dein Vater (deine Mutter). Und jetzt schmuse mit mir, obwohl ich nach Alkohol stinke und dich mitten in der Nacht aus dem Schlaf reiße und obwohl du Schule hast und nur 10 Jahre alt bist.
Ich gefror, hörte auf aktiv zu sein. Bis heute.

Das sind Beispiele für das, was ich bin. Und genau deshalb schreibe ich.

Emotionaler Missbrauch (psychische Gewalt) ist die über einen langen Zeitraum gehende, kontinuierliche Entwertung, Vernachlässigung, Beschämung, Herabwürdigung von Schutzbefohlenen, Partner*innen, Kolleg*innen und deren Persönlichkeiten, mit dem Ziel die Kontrolle über deren Leben auszuüben. 

Erst mit Mitte 40 erkannte ich, was mir angetan worden ist. Dass ich eine Überlebende bin. Dass ich mich ständig falsch fühlte, dass ich mein Leben nicht auf die Reihe bekam, lag nicht (nur) an mir.  
Das Gaslighting, das Beschämen, das Entwerten, Lebensuntüchtig sein, weil man mich bei aller Demütigung doch nur beschützen wollte (Overprotection, Kontrollwut, die im Gewande des Schützen wollens daherkommt und einen in massiver Abhängigkeit hält). 
Und das alles hinter der Fassade einer normalen, nicht unbedingt armen, aber auch nicht übermäßig reichen Mittelklasse-Familie. Unauffällig durch und durch.
Dahinter die bittere Erkenntnis, dass Liebe niemals bedingungslos ist. Das Kämpfen um die eigene Identität, diese ständigen Fragen Wer bin ich? Was macht mich aus? Bin ich überhaupt? Warum weiß ich nie was ich will? Warum bin ich mit Mitte 30 immer noch nicht in der Lage gute Entscheidungen zu treffen? Was ist falsch mit mir? Was stimmt nicht?
Heute weiß ich, dies sind alles Folgen eines jahrelangen emotionalen Missbrauchs. Doch gab es nie eine Diagnose, niemand würde glauben, dass ein gutsituierter Richter als Narzisst seine Frau und drei Kinder zu emotionalen Wracks machte. Mehr oder weniger. 
Denn diese Täter*innen sehen sich nicht als das, was sie sind, nämlich Täter*innen. Sie tun ihr Bestes in der Erziehung ihrer Kinder, sind überzeugt davon, nur das Glück im Blick zu haben. Wer kritisiert schon sein Elternhaus, wenn es doch nur das Beste für einen im Blick hat. Jede Demütigung ist nur in meinem, des Opfers, Sinne. Mama und Papa wollen nur das Beste für mich. Selfblame at its best!
Es kamen noch ein paar andere Faktoren ins Spiel, die mich bis heute verfolgen.
Ich beschreibe allerdings einen Bereich von emotionalen Missbrauch, der nicht nur überwiegend unbemerkt bleibt, weil die Opfer nicht "genügend" traumatisiert sind, oder nicht wissen/ahnen, dass ihre Normalität nicht normal ist, sondern der gesellschaftlich geduldet oder sogar gutgeheißen wird, weil es unter "positiven" Vorzeichen geschieht. Frei nach dem Motto: Was dich nicht umbringt, macht dich hart. Das ist echtes Gift. Toxische Verhaltensweisen, oder wie ich es nenne, schleichendes Beziehungsgift. 

Wir müssen nicht unbedingt in die Spitzen pathologischer Persönlichkeitsstörungen gehen, ganz im Gegenteil. Manchmal reicht es, dass tiefe Schweigen in unseren Beziehungen wahrzunehmen, das Schweigen wie Simon and Garfunkel einst besangen:
"Silence like a cancer grows ..."

Darum geht es in meinem kommenden Projekt-Zyklus "Barde".







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