Willkommen 2023!! Tschüß 2022! #52in23 Schreibchallenge startet heute mit Anakos EP10

Ich grüße euch verehrte*r Anonymous!

Willkommen im neuen Jahr 2023! 
Vermutlich erwartet ihr nun an dieser Stelle den klassischen Jahresrückblick und Jahresausblick. Doch wer meinen Blog kennt, wird gemerkt haben, dass ich mit solchen Ritualen wenig am Hut habe. Aber lest selbst:


Auch dieses Jahr halte ich es so: Statt Jahresrück- und Jahresausblick, teile ich mit euch lieber meine Geschichten und starte direkt mit einer Challenge ins neue Jahr, die ihr unter #52in23 auf diversen Social Media Kanälen (Instagram, Twitter, Mastodon) finden könnt. 
Es handelt sich um ein lockeres Projekt, in dem viele verschiedenen Autor*innen das ganze Jahr von Lyrik über Kurz- und Kürzestprosa bis zu ganzen Romankapiteln jede Woche Beiträge posten. Mehr Informationen findet ihr hier:  https://meerestraeumerinnen.de 
Ihr findet meine Beiträge zur Challenge grundsätzlich hier auf meinem Blog, jeden Freitag gibt es etwas Neues von mir, alles original, alles aus meiner Tastatur, für frei (also lesen, NICHT benutzen!). 
Und das Großartige: Ich starte mit dem 2. Staffel-Finale von Anakos Trippelklemm, yeesss!! Und nun genug der überflüssigen Worte. Hier kommt  Anakos EP10 (ca. 5020 Wörter):


Anakos Trippelklemm und Windgeschwind, der Sturmpirat

EP10, das Finale der 2. Staffel:

Der Wind trug sie zügig in Richtung Ananas-Klippen, die im Westen der Fruchtinsel lagen und an denen die Sturmpiraten ihre Nistplätze eingerichtet hatten. Anakos saß, tief in Windgeschwinds Gefieder gekuschelt und wackelte unruhig mit den Fühlern. „Anakos Trippelklemm, ich kann mich kaum auf deinem Rücken halten, wenn du vor Nervosität vibrierst.“ Ireas immer ein wenig schnippisch klingende Stimme ließ Anakos zusammenzucken. Sein magisches Schneckenhäuschen rutschte ihm tiefer in den Nacken. „Ich bin gar nicht nervös,“ murmelte er, doch Irea pustete ihm die Fühler nach vorne. „Klar bist du das. Ich fühl das doch. Vielleicht solltest du mit Windgeschwind reden, wenn du dir unsicher bist. Er kennt sich am besten mit Sturmpiraten aus.“ Das kalte Pusten des Schneckenhäuschens wurde stärker, so dass Anakos die Stielaugen tränten. „Ist ja gut, ist ja gut. Ich werde ihn fragen, wenn wir angekommen sind.“

Windgeschwind landete auf dem obersten Abschnitt der Ananas-Klippen in einer großen Kuhle zwischen zwei spitz zulaufenden Felsen. Die Sonne hatte das Gestein erwärmt und als Anakos von Windgeschwinds Rücken gekrabbelt war, entdeckte er hier und da getrocknete Seetang-Polster.

Fühl dich wie in deiner Grotte.“ Windgeschwind hatte es sich in seiner Kuhle gemütlich gemacht.

Kann ich mir eines der Kissen nehmen?“ fragte Anakos, während er hier und da Steinchen beiseite schob und sich den Duft des Nestes einprägte.

Aber natürlich.“

Erfreut schnappte Anakos sich ein kleineres Seetang-Polster, krabbelte zu Windgeschwind zurück und platzierte das Kissen direkt neben dem großen Sturmvogel. Langsam tauchte die Sonne in den Ozean und die Schatten zwischen den Felsen wurden länger. Anakos kuschelte sich näher.

Kann ich dich was fragen, Windgeschwind?“

Sicher.“

Was denkst du, wird dein Schwarm zu mir sagen? Ein Einsiedlerkrebs, der einen der ihren liebt. Ob sie mich überhaupt ernst nehmen?“

Windgeschwind putzte sich erst den Flügel, dann hob er den Kopf und schaute mit einem schelmischen Glitzern in den Augen auf Anakos herab.

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wie sie reagieren werden. Mein Schwarm war in den letzten Jahren mit Überleben beschäftigt. Es wird einige geben, die sich über uns amüsieren, uns nicht ernst nehmen werden, aber es gibt auch sie anderen, die angesichts der schweren Zeiten anders über Verbindungen denken. Immerhin wird unsere Beziehung eierlos bleiben, es sei denn, wir adoptieren eins.“

Anakos vergrub sich in das Seetang-Polster und schlug die Scheren über dem Kopf zusammen.

Ich bin gerade erst frisch verknallt, wie soll ich da an Adoption denken?!“

Windgeschwind pfiff belustigt.

Ich wollte dir nur ein Beispiel geben. Wie gesagt, der Schwarm hat schwere Zeiten hinter sich und wir haben nur wenige Paare, die den Nachwuchs sichern.“

Anakos blinzelte zwischen seinen Scheren hindurch zu Windgeschwind hoch, als ihm eine Idee kam.

Sollen wir dem Schwarm überhaupt etwas sagen?“

Windgeschwind senkte seinen Kopf und zupfte an seinen Daunen.

Wie meinst du das?“

Nun, wenn du als Schwarm-Anführer dich für einen Partner entschieden hast, musst du dich überhaupt rechtfertigen? Du bist der Boss. Heißt das nicht, dass du machen kannst, was du willst?“

Windgeschwind legte den Kopf schief.

Ich verstehe worauf die hinaus willst, aber so einfach ist das nicht. Die jüngeren Vögel sehen mich als Vorbild. Die Art wie ich mich verhalte, wie ich Entscheidungen treffe, wie ich führe, betrifft alle. Wenn ich mich in den Augen des Schwarms als ungeeignet herausstelle, wird mich jemand anderes ablösen, oder ich werde verstoßen, im schlimmsten Fall sogar getötet.“

Anakos fuhr entsetzt hoch.

Aber das ist ja schrecklich. Das würde bedeuten, wenn der Schwarm zu dem Urteil kommt, dass ich eine schlechte Wahl bin, dann, dann…“

Er klapperte verängstigt mit den Scheren, bis Windgeschwind ihn sachte berührte.

Nur die Ruhe. Mein Schwarm ist grundsätzlich friedlich. Wir werden das Ei schon ausbrüten. Vertrau mir. Schau, es wird schon dunkel. Wir sollten uns gut ausruhen, damit wir morgen in aller Frische alles vorbereiten können.“

Der kleine Krebs blinzelte skeptisch, doch ließ er sich wieder auf dem Seetang-Kissen nieder.

Wenn du es sagst…“, murmelte er.

Windgeschwind klapperte selbstbewusst mit dem Schnabel und nahm Anakos unter seinen Flügel. Die flauschige Weichheit beruhigte ihn und schläfrig geworden, wackelte er mit den Fühlern. Doch bevor er die Augen schloss, vernahm er Windgeschwinds Flüstern: „Es wird sich alles finden. Schlaf gut, Anakos.“

***

Lärmendes Geschnatter ließ Anakos aus dem Schlaf hochschrecken. Er war allein in der Kuhle zwischen den Felsen. Windgeschwind war verschwunden. Verwirrt und mit bangem Herzen, krebste Anakos zum Rand des Nestes und schaute die Ananas-Klippen hinunter. Irea rutschte auf seinem Rücken hin und her.

Was ist denn los?“

Ich weiß es nicht, aber es sieht so aus, als ob sich Windgeschwind mit einem anderen Sturmpirat streitet? Moment mal, ist das nicht Picker?“

Kannst du verstehen, was sie da schnattern?“

Nein, dafür muss ich näher ran. Aber es klingt nicht gerade freundlich.“

Vorsichtig krabbelte der kleine Krebs über den Rand der Kuhle, umrundete die spitzen Gesteine und kletterte ein paar Stufen hinab, bis er nahe genug war, um die bieden zu verstehen.

Sag mal, hast du endgültig den Verstand verloren?!“ Picker plusterte sich auf, ein aggressives Funkeln lag in seinen Augen.

Nein, habe ich nicht. Aber es ist so wie es ist und ich habe nicht vor, das zu ändern.“

Wie kannst du als Anführer nur so etwas sagen? Ist dir die Zukunft des Schwarmes völlig egal? Hast du vergessen, wie es uns noch vor einem Jahr ergangen ist?“ Picker klapperte mit dem Schnabel und richtete sich auf. Es sah so aus, als ob er sich jeden Moment auf Windgeschwind stürzen wollte. Anakos kroch über einen Stein hinter einen Felsvorsprung, der ihn direkt in Windgeschwinds Rücken brachte. Picker machte einen Hüpfer auf Windgeschwind zu, doch dieser wich nicht zurück.

Ich habe keinen Tag lang vergessen, was geschehen ist. Aber wir dürfen nicht zulassen, dass wir von Angst beherrscht werden. Picker, ich weiß, dass du gelitten hast, aber lasse nicht zu, dass Angst dein Herz zerfrisst.“

Picker prallte erst zurück, doch dann kreischte er:

Wie kannst du es wagen Unordnung in den Schwarm zu bringen? Jetzt, da wir uns gerade erst wieder erholt haben? Wie kannst du uns jemanden ins gemachte Nest setzen, der nichts zum Schwarm beiträgt? Der sich nicht einmal selbst schützen kann und der uns nur aufhält? Es wäre etwas anderes, wenn es ein anderer Vogel wäre, aber ein Einsiedlerkrebs? Eine Art, die wir im Zweifel als Nahrung betrachten? Ach was, die wir nicht einmal als das betrachten?“

Picker, das reicht! Halt den Schnabel bevor ich mich vergesse!“

Anakos wich unwillkürlich hinter dem Stein zurück. So hatte er Windgeschwind noch nie erlebt: Die Flügel weit ausgespannt, den Schnabel aufgerissen und die Augen blitzend vor Wut. Zum ersten Mal hatte Anakos den Eindruck, dass der Sturmpirat etwas Feindliches an sich hatte.

Muss ich dich ernsthaft daran erinnern, wer hier das Sagen hat? Du bist nicht umsonst nur die Nummer Zwei. Zwingst du mich jetzt dazu, dir das ein zweites Mal zu zeigen?“

Windgeschwind warf den Kopf in den Nacken und ließ ein zorniges Kreischen los. Anakos zog seinen Kopf ins Schneckenhaus zurück, während das Kreischen des Sturmpiraten über die Ananas-Klippen hallte. Picker wich zurück, duckte sich, gab aber nicht klein bei, sondern zischte hasserfüllt:

Dann verrate mir doch, Tyrann, warum du dagegen warst als ich dich darum bat, Kira zu helfen? Du wusstest, was ich für sie empfand.“

Kira war eine verfluchte Polarfüchsin. Sie war der Feind. Und das weißt du genau.“

Windgeschwind richtete sich zu seiner vollen Größe auf und funkelte auf Picker herab. „Was glaubst du, was sie mit dir gemacht hätte, wäre sie im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen? Was glaubst du, wäre geschehen, wenn sie unsere Nester erreicht hätte? Willst du etwa behaupten, Anakos ist genauso gefährlich wie eine Polarfüchsin, die für ihre Jungen auf Jagd geht?!“

Das hasserfüllte Licht in Pickers Augen erlosch so schnell wie es gekommen war, doch er klapperte drohend mit dem Schnabel. Langsam richtete er sich auf, bis er mit Windgeschwind auf Augenhöhe war:

Das vielleicht nicht. Aber Anakos könnte ähnlich wie sie, mit dir und deinen Sinnen spielen. Er könnte dich, wie sie, dazu bringen, nicht mehr zwischen dem was richtig für den Schwarm ist und was falsch für ihn ist, unterscheiden zu können. Und sei gewiss, Windgeschwind, sollte dieser Tag kommen, dann bin ich der Erste, der dich herausfordern wird. Nein, der dafür sorgen wird, dass du keine Gefahr für den Schwarm darstellst.“ 

Windgeschwinds Flügel sackten leicht ab, doch er erwiderte daraufhin nichts. Anakos sah gebannt zu, wie Picker sich mit einem markerschütternden Kreischen abwandte, vom Boden abstieß und davon segelte. Windgeschwind schaute ihm nach und schien Anakos Anwesenheit nicht bemerkt zu haben. Der kleine Krebs hatte sich tief in sein Haus zurückgezogen und war ins Grübeln verfallen. Doch er grübelte nicht nur, ihm taten auch seine Scheren weh und sie waren ganz kalt geworden. Er hatte auch nicht die Kraft seine Fühler herauszustrecken und um den Stein herum zu schauen, ob Windgeschwind noch da war. Insgeheim gab Anakos Picker recht. Er war klein, konnte nicht fliegen, hatte keine Chance gegen Landtierchen, die ihn aus seinem Schneckenhäuschen pulen und fressen konnten. Er brauchte regelmäßig Feuchtigkeit und dementsprechend würden sie auf ihrer Reise nur langsam vorankommen. Er kannte sich auch nicht mit Vögeln aus, so dass er aktiv dem Schwarm helfen konnte und Eierlegen und ausbrüten konnte er auch nicht. Aber was am meisten weh tat, war, dass Picker ihm unlautere Absichten unterstellte. 

„Er kennt mich nicht einmal…“, pustete Anakos aufgebracht. „Wie kann er nur so etwas behaupten? Mir unterstellen, ich würde Windgeschwind die Sinne verwirren. Unverschämtes Federvieh, jawohl.“ Mit aufgeblähten Backen streckte er seinen Kopf aus dem Häuschen, machte kehrt und stakste zum Nest zurück. Er fühlte sich jedoch in der Kuhle nicht mehr wohl und zum ersten Mal klangen die Schreie der Sturmvögel über ihm bedrohlich. Dennoch kuschelte er sich wieder auf sein Seetang-Kissen, und zog den Kopf wieder in sein Schneckenhäuschen. Es dauerte lange bis Windgeschwind zurückkam und Anakos war erst wieder in einer besseren Stimmung als der Sturmpirat ein paar Anekdoten aus seiner Vergangenheit preisgab. Aber er erzählte Anakos nichts über die Auseinandersetzung mit Picker und auch der kleine Krebs verschwieg seine Anwesenheit bei dem Streit. Und während sie dazu übergingen, erste Pläne für ihre Reise zu schmieden, reifte ein Entschluss in Anakos heran. Er wollte noch ein letztes Mal zur Krebs-Kolonie zurück und allein mit Liwa reden. Noch heute Nacht. Doch auch das behielt er für sich. Irgendwann fing es an zu dämmern und Windgeschwind gähnte.

Ich bin wohl müder als ich dachte. Gute Nacht, Anakos. Schlaf gut.“

Du auch.“

Der Sturmpirat schob Anakos vorsichtig mit dem Schnabel unter sein Gefieder und für einen Moment überließ sich der kleine Krebs der beruhigenden Wärme, doch schlafen würde er nicht. Er lauschte gewissenhaft auf Windgeschwinds Atemzüge und als er sich sicher war, dass der Sturmpirat schlief, streckte er seine Scheren und krebste langsam und vorsichtig aus den Federn, über das Seetang-Kissen, durch die sandige Mulde über den Rand des Nestes hinaus und machte sich an den Abstieg. Er hatte Glück, vom sternenklaren Himmel leuchtete ein weiß silbriger Vollmond. „Anakos Trippelklemm? Bist du sicher, dass das, was du vorhast, richtig ist?“ Irea rutschte nachdenklich hoch und runter.

 Anakos krabbelte erst einen Felsvorsprung hinab, bevor er seinem magischen Schneckenhäuschen antwortete. „Ich weiß es nicht. In einem Punkt hatte Picker recht. Ich trage nichts zum Schwarm bei. Ich kann keine Eier legen. Vielleicht kann ich noch, wenn es hart auf hart kommt, jemandem Futter beschaffen. Natürlich irrt sich Picker, wenn er behauptet, dass ich nicht weiß, wie ich mich selbst zu schützen habe und auch, dass ich unlautere Absichten gegenüber Windgeschwind hege.“ 

Er tastete sich durch einen Spalt voller Steinchen und kletterte weiter die Klippen hinunter. „Aber wenn du jetzt wieder zurück zur Kolonie gehst, was sagst du dann zu Liwa? Und viel wichtiger: Enttäuschst du damit nicht Windgeschwind? Du weißt, dass er der Letzte ist, der dich zurücklassen will, ach was sage ich, wird.“ Irea schnaubte ungehalten. „Gib es zu, du bist nur feige, Anakos.“ Der kleine Krebs blieb auf einem Felsvorsprung stehen und wackelte traurig mit den Fühlern. „Falls du es vergessen haben solltest, ich war noch nie besonders mutig. Ich war schon immer ein grüblerischer, vorsichtiger Typ. Es mit einem ganzen Schwarm Sturmpiraten aufzunehmen, versetz dich doch in meine Lage. Vergiss nicht, es ist nicht nur Picker, vielleicht ist es morgen auch Ebba und übermorgen noch andere. Soll ich zusehen, wie sie einen nach dem anderen Windgeschwind anzweifeln und ihn schließlich verjagen? Ich kann ihm doch nicht seine Familie wegnehmen. Wenn ich darauf bestehen würde, könnte ich mir selbst nicht mehr in die Stielaugen schauen, Irea. Ich weiß doch wie es ist, keine eigene zu haben…“, den letzten Satz flüsterte Anakos in den Wind und kletterte weiter bis er zu einem Vorsprung kam, der schon feucht vom salzigen Meerwasser war. Gedankenverloren und mit einem ziehenden Schmerz im Herzen krabbelte er durch eine Pfütze.

Aua! Pass doch auf! Hier sind noch andere!“

Die verärgerte Stimme erschallte direkt unter ihm und Anakos machte einen überraschten Hüpfer rückwärts. „Wer ist da?“, fragte er in die schattige Pfütze hinein. Irgendetwas bewegte sich unter der Wasseroberfläche, dann platschte es leise. 

„Das ist heute schon das dritte Mal, dass mich tier übersieht. Hat hier denn niemand Manieren? Kommen alle nur noch aus schlechten Kinderschulen? Entschuldige dich gefälligst, wenn du mir schon auf meine Arme trittst.“ 

Anakos beugte sich vor und erkannte im Mondlicht einen rosaroten Seestern, der sich zwei Arme rieb. „Entschuldigen sie bitte, ich war in Gedanken und habe sie nicht gesehen…“, murmelte Anakos und machte zur Sicherheit noch einen weiteren Schritt zurück. Der Seestern seufzte und winkte mit einem Arm ab. 

„Schon gut, Krabbe. Also, was machst du hier in meinem Tümpel und das auch noch mitten in der Nacht?“ „Ich bin keine Krabbe.“ Der Seestern blubberte ungeduldig. „Krabbe, Schnecke, Garnele, Krebs, alles dasselbe Getier…“ „Hey! Ich bin ein Einsiedlerkrebs und heiße Anakos. Anakos Trippelklem und wer bist du?“ Anakos hatte lauter gesprochen als er beabsichtigt hatte. Der Seestern wich zurück und hob beschwichtigend drei Arme. „Nicht so laut. Ich bin Risi. Du bist in meine Pfütze gelaufen und hast mir dabei auf meine Arme getreten.“ 

Anakos kniff misstrauisch seine Stielaugen zusammen. „Seit wann leben Seesterne in Pfützen?“ Risi stöhnte. „Auch das noch, ein Besserwisser.“ Jetzt wurde es dem Krebs zu bunt. Er umrundete den Seestern, der weiter vor sich hinbrummelte und wollte gerade seinen Weg um die Pfütze herum fortsetzen, da richtete Risi einen langen Arm auf ihn. 

„Halt, Trippelklemm, nicht so voreilig. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.“ Anakos blieb stehen und schaute zu dem Seestern, der hastig näher gerudert kam. Eigentlich hatte er keine Lust jemanden Wildfremden zu helfen, der einen Einsiedlerkrebs nicht von einer Krabbe unterscheiden konnte. Trotzdem wartete er ab bis der Seestern ihn eingeholt hatte. „Trippelklemm, kennst du dich mit Geschenken für deine Liebsten aus?“ Anakos richtete sich erstaunt auf. „Geschenke für die Liebsten?“ Der Seestern schwengte eindringlich seine Arme. „Ja, du weißt schon, Geschenke für Familie, für Herzenswesen, für Nachwuchs.“ Der kleine Krebs legte seine Scheren zusammen und schaute betreten zur Seite. „Also für Herzenswesen vielleicht, aber ich habe keinen Nachwuchs.“ Der Seestern blubberte vor sich hin und seine Arme vibrierten. Es sah aus, als ob er lachte. Anakos verzog seine Fühler und wollte schon weiter krabbeln, doch Risi umklammerte hastig eines seiner Vorderbeinchen. „Trippelklemm, sei so gut und bringe mich doch zum Wasser runter. Dann erzähle ich dir alles.“ Anakos senkte ergeben die Fühler. „In Ordnung, kannst du auf mein Schneckenhäuschen rutschten? Warte ich mach mich auch kleiner.“ Nach zwei Anläufen, lag Risi auf Irea, die lauthals Zeter und Mordio schimpfte, aber sich dann in ihr Schicksal fügte. „Seesterne sind immer so kalt. Anakos, du schuldest mir eine Runde Aufwärmen unter Windgeschwinds Gefieder morgen. Und wehe du drückst dich davor.“ Doch Anakos ging nicht weiter auf Irea ein, sondern fragte stattdessen: „Was kann ich für dich tun, Risi?“

Ach ja, meine Geschichte. Nun, ich bin in der Pfütze gelandet, weil ich die Flut verpasst habe, während ich auf der Suche nach einem Geschenk für mein Herzens-Seestern Piri war. Es soll etwas sein, dass nur ich Piri schenken kann. Ich habe überlegt und überlegt bis mir dieses seltene Heilkraut einfiel, dass hier auf den Klippen wächst. Aber zu meiner großen Enttäuschung habe ich es nicht finden können und muss nun mit leeren Armen nach Hause zurück. Piri wird bestimmt enttäuscht sein.“ 

Risi war immer leiser geworden und klang bedrückt. Anakos wackelte verständnisvoll mit den Fühlern. „Wie sieht das Kraut den aus?“ fragte er vorsichtig. „Soweit ich mich erinnern kann, soll es wie ein Stern aussehen…“ 

Anakos stieg ächzend einen Vorsprung hinab. Es war nicht mehr weit bis zum Wasser. Als er aufblickte, konnte er schon die im Mondlicht glitzernde Wasseroberfläche erkennen. „Im Mondlicht sind kleinere Heilkräuter nur schwer auszumachen. Vielleicht solltest du es morgen bei Tageslicht noch einmal versuchen,“ schlug Anakos vor. Risi seufzte. „Vermutlich haste recht, Trippelklemm. Ich werde dann wohl…“ „Risi! Wo bist du? Risi! Antworte doch!“ 

Plötzlich hörte Anakos eine verzweifelte Stimme. Es klang, als käme sie von unterhalb ihres Vorsprunges. Der Seestern auf seinem Rücken richtete sich neugierig auf. Da erklangerneut ein „Risi! Risi! Kannst du mich hören? Antworte mir!“ „Aber das ist ja Piris Stimme!“ Anakos krabbelte weiter und auf die Stimme zu. „Etwa dein Herzensstern?“ „Ja. Keine Ahnung was Piri hier zu suchen hat.“ 

Schließlich erreichte Anakos den Fuß der Ananas-Klippen und tatsächlich ließ sich ein weiterer Seestern gerade an den Felsen spülen. Verzweifelt klammerte sich das Tierchen an einem gezackten Stein fest. „Risi! Risi! Risi!“ „Ich bin hier! Ich komme! Halt dich fest, Piri!“ Anakos schaute sich um, doch ihm blieb nichts anderes übrig als sich an den steilen Zacken entlangzuhangeln. „Risi, halte durch.“ Der Seestern schlang seine Arme um Anakos und der kleine Krebs hangelte sich Schere für Schere auf Piri zu. „Sei vorsichtig. Die Zacken haben scharfe Kanten!“ rief Anakos. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie Piri. Erleichtert griffen sich die Seesterne bei ihren Armen und betasteten sich. 

„Bist du verletzt?“ „Nein. Und du?“ „Ich auch nicht. Aber du warst plötzlich verschwunden und ich habe überall herumgefragt, auf dem Kori, dann die Meerwesen. Die sagten mir, du wärst zu den Ananas-Klippen. Warum machst du denn so was Gefährliches, Risi? Weiß du, was ich mir für Sorgen gemacht habe?“ 

Der rosarote Seeestern sah betreten beiseite. „Es tut mir leid. Aber du hattest gesagt, dass du dir zu deinem Geburtstag etwas wünschst, das nur ich dir schenken kann und da dachte ich, ich schenk dir das seltene Sternenkraut.“ Piri blinzelte irritiert. „Das habe ich so gesagt?“ „Ja.“ Piri seufzte. „Aber das hast du völlig falsch verstanden. Das einzige Geschenk was ich haben möchte, ist, dass du Zeit mit mir verbringst. Im Klartext, dass einzige was ich mir wünsche, bist du, Risi. Du allein bist das beste Geschenk.“ Piri hatte sämtliche Arme mit Risis verschlungen, so dass die beiden Seesterne buchstäblich aneinanderklebten. 

„Nur du stehst zu mir und du warst der Einzige der mit geglaubt hat. Erinnerst du dich, wie die anderen Seesterne gegen mich waren? Wenn du nicht gewesen wärst, dann hätte ich das Kori verlassen müssen. Du hast zu mir gestanden. Und das ist für mich das Wichtigste. Das wir zusammen füreinander einstehen, durch dick und dünn schwimmen, uns auch immer noch mögen, wenn wir uns streiten oder krank werden. Das ist es was zählt.“ 

Anakos stülpte seine Gehörgänge nach außen. Er stimmte Piri zu. Schon wollte er sich von den schmusenden Seesternen abwenden und dezent Richtung Krebs-Kolonie abbiegen, da rief Risi ihm hinterher: „Hey, Trippelklemm. Danke, dass du mich bis hierhergebracht hast. Solltest du einmal Hilfe brauchen, frage einen Seestern nach Risi Starlight. Ich führe einen Alles-Wiederfinder-Laden. Wenn du was verloren hat, bin ich deine erste Adresse.“ 

Anakos verharrte überrascht. „Ich werde mir das merken. Vielleicht schwimmen wir uns nochmal über den Weg. Und vielen Dank, ich glaube, ich sollte jetzt nach Hause krebsen.“ „Wiederschwimmen!“ Die Seesterne ließen sich eng umschlungen von der nächsten Welle in den Ozean tragen. 

Für eine Weile blieb Anakos am Rande der Pfütze im Mondlicht sitzen und ließ sich das Gespräch der Seesterne noch einmal durch den Kopf gehen. „Füreinander einstehen. Da sein, wenn alle gegen einen sind. Durch dick und dünn…“, murmelte er nachdenklich. War seine Entscheidung zur Kolonie zurückzukehren wirklich richtig? Und wusste er nicht schon längst die Antwort auf diese Frage? Da vernahm er ein Rauschen über sich, doch Anakos zuckte nicht einmal zusammen als ein großer Schatten auf ihn fiel und Windgeschwind ein paar Augenblicke später, direkt vor ihm landete. 

„Woher wusstest du, wo du mich findest?“ fragte Anakos. 

„Instinkt.“ Mehr Worte brauchte Windgeschwind nicht. 

Schweigend krabbelte Anakos auf den Vogel mit dem strahlend weißen Gefieder zu und kletterte ein bisschen umständlich auf dessen Rücken. „So warm…“, seufzte er und kuschelte sich tiefer. „Auf nach Hause.“ 

Der Flug zum Nest war kurz und als Anakos hinunterschaute, sah er, dass er gar nicht so weit gekommen war, wie er gedacht hatte. Er fühlte sich auf einmal sehr klein und schäbig. Das, was er gemacht hatte, war, wieder einmal davon zu krabbeln, anstatt den Mund aufzumachen. Seit wann war er so ein Angstkrebs? Zwischen Vorsicht und Konfliktscheuheit gab es einen großen Unterschied. Warum scheute er sich plötzlich vor Konflikten? Anakos krabbelte genauso umständlich von Windgeschwinds Rücken wie er hinaufgekrabbelt war, als sie das Nest erreicht hatten. 

„Wo wolltest du eigentlich hin?“ Windgeschwinds Stimme holte Anakos aus seinen Gedanken. Er zupfte ungeschickt an einem der Seetang-Polster bevor er sich darauf niederließ. Dann legte er seine Scheren zusammen. „Ich wollte zurück zur Kolonie.“ Windgeschwind hatte sich ebenfalls niedergelassen und putzte sich, doch jetzt hielt er inne und wandte seinen Kopf. „Und warum? Hast du etwas vergessen? Wir können morgen gerne…“ „Nein,“ unterbrach Anakos hastig, „nein, es hat sich schon erledigt und es ist auch nicht die ganze Wahrheit. Ich versuche es zu erklären: Ich habe dich gesehen, wie du mit Picker gestritten hast.“ „Wie ich mit… ach so, du meinst heute morgen? Aber als ich zu den anderen bin, hast du noch geschlafen.“ „Euer Gezeter hat mich geweckt.“ „Oh.“ Windgeschwind machte ein betroffenes Gesicht und Anakos klapperte erst unsicher mit den Scheren, doch dann sagte er: „Picker hat recht, weißt du. Ich kann nichts zum Schwarm beitragen. Ich weiß nichts über eure Geschichte und ich kann keine Eier legen. Und trotzdem,“ Anakos richtete sich auf und hob seine Scheren bis er über Windgeschwinds Flügelspitze streicheln konnte, „trotzdem will ich, dass wir zusammen reisen. Ich will für dich da sein, mit dir meine Zeit verbringen. Durch dick und dünn fliegen, schwimmen, krebsen, du weißt schon, in einem Nest, in einer Grotte leben. Selbst wenn der Schwarm gegen mich ist, bin ich für dich und will für uns einstehen. Das sind jetzt große Worte für einen Krebs, der sich im Dunkeln auf und davonstiehlt, weil er es mal wieder mit der Angst zu tun bekommen hat. Aber ich hoffe, du verstehst mich.“

Anakos strich weiter über Windgeschwinds Flügel und wackelte sachte mit den Fühlern, schließlich blickte er auf und machte sich noch ein kleines bisschen größer. 

„Mit anderen Worten, ob Krebse oder Sturmpiraten, ob Kori- oder Fruchtinseltiere, Festland-Monster oder Naturgewalten, Meerwesen oder das Meer an sich. Ab heute, werde ich nicht mehr nur für mich, sondern auch für dich einstehen. Komme was wolle.“ Er ließ sich wieder auf das Seetang-Kissen nieder und zupfte daran. War das nicht zu pathetisch gewesen? Egal. Anakos wiegte sich hin und her, bis das Kissen perfekt unter ihm lag. Windgeschwind schwieg, doch Anakos konnte sehen, wie es in ihm arbeitete. Ein paar Daunen an seinem Hals hatten sich gebauscht und er putzte sich umständlich den linken Flügel. Doch irgendwann pfiff er ergeben.

„Wie kannst du nur mit solchen Stielaugen mir diese Worte an den Kopf werfen. Jetzt weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Warte kurz, ich muss mich sammeln. Also. Als ich bemerkt habe, dass du nicht mehr hier warst, habe ich für einen kurzen Moment gedacht, dass du kalte Beinchen bekommen hättest. Aber es war seltsam, ich habe diesen Gedanken direkt wieder verworfen, denn auch wenn du ein vorsichtiger Krebs bist, bist du in meinen Augen kein feiges Tier. Wenn du mich und Picker gesehen hast, kann ich es sogar nachvollziehen, dass wir dir Angst eingejagt haben. Picker und ich sind alte Freunde und für uns ist ein Streit wie dieser schnell vergeben und vergessen. Wir sind beides Hitzköpfe und auch wenn Picker es diesmal ernsthaft zu weit getrieben hat, hat er auf seine Weise auch nur den Schwarm im Kopf. Was ihm allerdings nicht das recht gibt, mir vorzuschreiben mit wem ich mein Nest zu teilen habe und schon gar nicht, mein Herzenstier zu beleidigen oder gar anzugreifen. Ich bin mir sicher, dass Picker sich im Klaren darüber ist, dass wenn er dich angreift, es das letzte ist, was er als Sturmpirat tun wird.“ 

Anakos blickte auf. „Warum?“ „Weil ich ihn dann töte.“ Seine Stimme klang sachlich und Anakos erkannte plötzlich, dass Windgeschwind ihm eine reine Tatsache mitteilte. Erschrocken sprang er von seinem Kissen auf. „Du würdest deinen alten Freund töten? Tu das nicht, damit machst du dich nur unglücklich!“ Windgeschwind starrte auf ihn hinunter. „Hast du mir nicht zugehört? Ich habe gesagt, wenn Picker dich angreifen würde. Solange er uns in Ruhe lässt, ist alles in Ordnung.“ Anakos seufzte erleichtert und Windgeschwind klapperte belustigt mit dem Schnabel. „Keine Angst. Wie gesagt, Picker und ich sind alte Freunde. Aber da ist noch etwas.“ 

Anakos hatte sich ein zweites Seetang-Kissen herangezogen und zupfte es zurecht. Sein Blick wanderte wieder hoch zu Windgeschwind. „Was denn?“ Windgeschwind klapperte nachdenklich mit dem Schnabel. „Ich bin ja nicht mehr jüngste Sturmpirat und alle warten nur darauf, dass ich für Nachwuchs sorge. Aber wie soll ich sagen, ich möchte gar keinen. Vielleicht bin ich kein normaler Vogel, aber mich hat es nie nach einem Ei verlangt.“ Windgeschwinds Stimme klang verhalten und vorsichtig, so als hätte er Angst davor belauscht zu werden. Anakos war irritiert. „Du möchtest gar kein Ei?“ „Nein. Natürlich würde ich mich um eines kümmern, wenn den Eltern etwas passieren würde und ich habe immer mit aufgepasst wie es sich gehört für einen Anführer, aber selbst eins ausbrüten? Irgendwie habe ich dazu nie eine Verbindung gespürt. Seit Nervas Tod nicht mehr.“ „Wer ist Nerva?“ „Sie war vor langer Zeit mein Herzensvogel, aber sie ist gestorben. Sie hat auf dem Festland etwas Vergiftetes gefressen, bevor wir Eier bekommen konnten.“ Melancholie stieg wie eine dunkle Wolke über der Kuhle auf und Anakos rückte näher an Windgeschwind heran. „Seitdem hatte ich keine Partner mehr. Bis du kamst. Und um zum Punkt zu kommen, auch ich werde für dich einstehen und ich freue mich sehr auf unsere Reisen, auf die Abenteuer, die in der Welt auf uns warten. Wie hast du es so schön gesagt, durch dick und dünn? Das klingt gut und ich sage es noch einmal. Es wird sich alles finden, Anakos. Ich vertraue meinem Schwarm und ich vertraue auch Picker.“ Windgeschwind senkte seinen Kopf und berührte sachte Anakos Scheren

Aber vor allem, vertraue ich dir. Ich weiß, dass du kein Vogel bist, aber ich habe gesehen, wie du dich für andere einsetzt, dass du sehr wohl weißt, wo deine Grenzen sind. Ich vertraue darauf, dass du mir in Zukunft sagst, wenn du Hilfe brauchst, oder wenn du Angst hast. Zueinander stehen, sich helfen, füreinander da sein, will ich auch. Aber du musst mich auch lassen, verstehst du? Komm zu mir, wenn du Angst hast, wenn du Hilfe brauchst. Das wichtigste ist, dass wir miteinander reden. Nicht nur über die schönen Dinge, sondern auch über die schmerzvollen, harten, unfairen Seiten. Über unsere Ängste müssen wir Bescheid wissen, damit wir besser aufeinander eingehen können. Ich hoffe, mein Streit mit Picker hat dir nicht zu viel Angst eingejagt?“ Anakos war ganz still geworden, während er Windgeschwind zuhörte und jedes Wort aufsaugte. Nach einer Weile meinte er: „Ihr habt mich schon erschreckt. Du hattest plötzlich etwas an dir, das ich so noch nie an dir gesehen habe. Etwas Aggressives, etwas Feindliches. Es hat mich meinen Kopf einziehen lassen.“ Über Windgeschwinds Gesicht huschte ein Schatten, aber nur kurz. „Entschuldige. Ich werde dafür sorgen, dass Picker und ich nicht mehr in deiner Nähe streiten.“ „Nicht doch. Ich war nur überrascht. Aber weißt du was?“ „Was denn?“ „Ich bin ganz müde und deine Federn sind so schön warm. Wäre es in Ordnung, wenn wir schlafen? Oder hast du noch etwas, was du mir sagen möchtest.“ Windgeschwind lachte. „Nein, wir werden noch sehr, sehr viele Gelegenheiten haben miteinander zu reden.“ Windgeschwind schob Anakos samt Seetang-Kissen unter sein Brustgefieder und der kleine Krebs kuschelte sich noch näher heran bis er Windgeschwinds Herzschlag hören konnte. „Gute Nacht, Anakos.“ „Gute Nacht, Windgeschwind.“

***

Am nächsten Tag besuchten sie noch einmal die Krebs-Kolonie um sich von Liwa und den anderen Krebsen endgültig zu verabschieden. Liwa erinnerte Anakos an die Berichtsperlen der Meerwesen, übergab ihm eine Liste mit seltenen Kräutern, die sie unterwegs sammeln und mit dem Möwen-Express zur Fruchtinsel schicken sollten. Gegen Mittag kletterte Anakos auf Windgeschwinds Rücken und winkte so lange, bis er die Kolonie nicht mehr sehen konnte. Der Sturmpirat zog noch eine komplette Runde um die Fruchtinsel und sie genossen den Wind und die Aussicht. Als sie schließlich ganz oben auf den Ananas-Klippen landeten, wurden sie direkt von einer neugierigen Ebba empfangen. Picker stand hinter ihr und beäugte Anakos misstrauisch, doch hielt er seinen Schnabel. „Und? Wo ist denn der Kleine? Ist es derselbe Krebs, der uns schon einmal aufs Festland begleitet hat? Ich wusste doch, dass dich nicht nur aus Jux und Dollerei ein kleiner Krebs begleitet, du alter Schwerenöter.“ Ebba schnatterte belustigt und Anakos kämpfte sich aus Windgeschwinds Gefieder. „Ich bin hier, Ebba. Schön, dass du dich noch an mich erinnerst.“ „Oh, ja Anakos war doch richtig oder?“ „Völlig richtig.“ Ebba freute sich und nach und nach umringten sie immer mehr Sturmpiraten und einer Reise um die Welt stand nun nichts mehr im Wege.


Staffel 3 ist in Vorbereitung und ich freue mich, wenn ihr Anakos weiter begleitet! Ich wünsche Euch allen ein frohes Neues Jahr 2023! Mögen alle eure Träume und Wünsche in Erfüllung gehen!

Wer noch mehr Kurzgeschichten lesen möchte, klicke in der linken Seitenleiste auf #52in23. Dort gibt es von mir, hoffentlich das ganze Jahr über, Micro-Fiction, Kurzes, Poetisches, Prosaisches etc. Auch Anakos ist eingeplant. Viel Spaß beim Lesen!







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