Update: Verbesserte Leseprobe zu Kleefee und Kaninchenritter Kapitel 3

Ich grüße euch, verehrte*r Anonymous!

Und hier ist die Leseprobe Kleefee und Kaninchenritter, Kapitel 3! Die letzte Leseprobe kommt dann morgen. Ich werde in der kommenden Woche auf meinem Blog berichten, wie es mit dem Manuskript weiter geht.

Aber jetzt erstmal viel Spaß beim Lesen😉

Kapitel 3

Tinka, Teil 1

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Mein Kampftraining und meine Studien nahmen mich so in Beschlag, dass ich keine Zeit hatte, über Mutter und mich nachzudenken. Auch Tinka sah ich dementsprechend selten. Morgens beim Ankleiden und beim Entkleiden abends, sonst kam immer irgendjemand oder irgendetwas dazwischen. Seit dem Ball hatten wir kein richtiges Gespräch mehr miteinander geführt und mir fehlte Tinka sehr. Mutter schien sie hin und her zu scheuchen, vielleicht um ihre Wut im Stillen an ihr auszulassen, aber mein Vater hielt Wort: Tinka wurde nicht für den vermasselten Debütantinnen-Ball verantwortlich gemacht. Zwar tuschelte fee im Schloss hier und da auf den Fluren hinter vorgehaltener Hand, aber mir war das gleich. Sollten sie sich doch alle das Maul zerreißen, ich ließ mich nicht verbiegen. Tief in meinem Inneren spürte ich jedoch, dass irgendwann die Zeit der offenen Konfrontation mit Mutter kommen würde und der Hüter stehe mir bei, wenn ich nicht darauf vorbereitet war. Also stürzte ich mich in meine Aufgaben und Pflichten und spielte ein paar Tage lang die vorbildliche Prinzessin. Obwohl Mutter und ich nur das Nötigste miteinander besprachen, erwischte ich sie eines Morgens dabei, wie sie mir aus ihrem Fenster beim Kampfhummel-Training zuschaute. Doch auch nach drei weiteren Tagen, blieb sie immer noch distanziert. Ich war so beschäftigt, dass ich nur am Rande bemerkte, wie sich allmählich eine düstere Stimmung im Schloss ausbreitete. Doch eines schönen Morgens, nach einem besonders harten Schwerttraining, nahm Kommandant Leafus mich beiseite.

Prinzessin, ich muss mit euch reden.“

Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn.

Was gibt es denn?“

Haben unsere Majestäten schon mit euch gesprochen?“

Worüber denn?“

Kommandant runzelte die Stirn.

Sie haben euch nichts gesagt?“

Nein.“

Mir steht es selbstverständlich nicht zu, unseren Majestäten vorzuschreiben, was sie mit ihrer Tochter wann besprechen sollen...“

Kommt zum Punkt.“

Wie ihr wünscht.“

Der Kommandant bugsierte mich außer Hörweite und steckte sein Übungsschwert weg:

Bitte erteilt mir die Erlaubnis mit euch offen sprechen zu dürfen.“

Erteilt.“

Finara, ich weiß, dass du kein kleines Mädchen mehr bist und dass du in den letzten Jahren unglaubliche Fortschritte gemacht hast. Aber um ehrlich zu sein: Ich bin mir nicht sicher, ob deine Fähigkeiten ausreichend sind.“

Meine Augen wurden groß. Wo kam das denn auf einmal her?

Ich weiß auch ganz genau, was du jetzt sagen willst und nein, du liegst völlig falsch. Nicht du bist das Problem, sondern ich. Ich werde dich bald nicht mehr unterrichten können. Dabei gibt es noch so viel, was ich dir beibringen müsste.“

Ich unterbrach ihn.

Was soll das heißen? Was meint ihr mit, ihr könnt mich nicht weiter unterrichten?“

Er legte mir die Hand auf die Schulter und in seinem Lächeln lag eine Spur Wehmut.

Finara, merk dir eins: Niemals darfst du schlecht über deine Eltern denken. Sie wollen nur dein Beste. Und ich ebenfalls.“

Ich starrte ihn verständnislos an. Dafür wollte er außer Hörweite sein?

Bedächtig fuhr er fort:

Doch das Wichtigste ist: Lass dich, egal für wen oder was du dich auch in deinem Leben entscheiden wirst, nicht von deinen eigenen Vorurteilen blenden. Bleib neugierig, stell weiter Fragen, befrage dich auch immer wieder selbst und vor allem, mache dir immer ein eigenes Bild. Hör anderen zu und höre gleichzeitig auf dich selbst.“

Ich verdrehte die Augen:

Kommandant, was soll diese Ansprache? Ihr hört euch so an, als würden wir uns nie wieder sehen.“

Leafus schwieg. Ich hatte wieder formell gesprochen und trat unruhig von einen Fuß auf den anderen.

Wozu erzählt ihr mir das alles? Habe ich irgendwas nicht mitbekommen? Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Tagen etwas auf den Konferenzen versäumt zu haben. Wenn meine Kampffähigkeiten nicht ausreichen: Wofür reichen sie nicht aus? Ich kann gegen fünf Gegner mit unterschiedlichen Waffen bestehen, die mich gleichzeitig angreifen.“

Der Kommandant schüttelte hastig den Kopf und verfiel ebenfalls in formelle Sprache.

Eure Kampffähigkeiten sind hervorragend und doch habe ich euch noch nicht beigebracht, was eine wahre Kämpferin ausmacht.“

Ich höre.“

Eine wahre Kämpferin kennt immer ihre Grenzen.“

Ist das nicht eine Binsenweisheit?“

Vielleicht erscheint es auf den ersten Blick so, aber habt ihr euch tatsächlich schon gefragt, ob ihr in der Lage wärt, einen mehrere Blütenmonate dauernden Stellungskrieg im Schlamm ohne Schlaf und Essen zu ertragen?“

Ich schwieg. Nein, das hatte ich mich in der Tat noch nicht gefragt. Warum auch? Plötzlich dämmerte mir etwas:

Die Falken?“

Ich schlug mir schnell die Hand vor den Mund. Jetzt verstand ich seine Geheimnistuerei.

Wollt ihr mir etwa damit sagen, Mama und Papa bereiten sich auf einen Krieg gegen die Falken vor?“

Ich sehe, ich muss mir um unser Volk keine Sorgen machen.“

Ich biss mir auf die Lippen. Das erklärte, warum Mutter und mein Vater seit einer Woche, wie aufgescheuchte Hummeln herumrannten, nur noch miteinander flüsterten und keine Zeit mehr für mich hatten. Sie nahmen vermutlich an, dass ich noch sauer wegen der Verlöbnis-Verkündung war und hatten dies genutzt, um mir nicht erklären zu müssen, dass statt ausgiebigen Hochzeitsvorbereitungen Krieg drohte. Aber so konnten sie mich doch nicht behandeln. Ich fasste mir an die Stirn und hoffnungsvoller als ich beabsichtigte, fragte ich:

Aber was wird dann aus meiner arrangierten Hochzeit? Fällt die aus?“

Ihre Majestäten haben euch auch darüber nicht informiert? Sie werden die Hochzeit vorziehen. Auf keinen Fall soll eure Verbindung gefährdet werden.“

Ich dachte, ich hatte mich verhört.

Vorziehen?“

Ja. Ihre Majestäten wollen doch gerade in dieser Situation nicht dem Glück ihrer einzigen Tochter im Wege stehen.“

Ich verzog das Gesicht und warf mein Trainingsschwert so hart zu Boden, dass es schepperte.

Das ist ja wohl ein Scherz!“

Was meint ihr Prinzessin?“

Was ich meine: Seid ihr etwa behummelt? Meine Eltern machen mobil, aber sie wollen mich unbedingt noch vor einer Kriegserklärung verheiraten? Ihr seid doch jetzt alle völlig durchgehummelt!“

Ich kochte und der Kommandant wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Beschwichtigend hob er die Hände.

Prinzessin, eure Hoheit, Finara. Bitte beruhigt euch. Was sollen denn die anderen Soldaten von euch halten.“

Das ist mir egal! Nicht zu fassen. Kein Wunder, dass Mama und Papa mir ständig ausweichen.“

Ich schnaubte, drehte mich um und stürmte davon. Kommandant Leafus rief mir noch etwas hinterher, doch ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört. Den Rest des Tages verbrachte ich mit entsetztem Kopfschütteln bei den Kampfhummeln auf dem Blütenhügel und verkroch mich schließlich in meinem selbstgebauten Unterschlupf hinter den Stallungen, bis Tinka mich zum Abendessen rief.

Vor Tinka konnte ich mich nicht verstecken. Sie war wie ein Kompass, der auf mich geeicht war und egal wo ich mich aufhielt, Tinka fand mich immer. Als die Sonne langsam hinter den weit entfernten Fichtenwipfeln verschwand, die ich bei gutem Wetter sogar von meinem Unterschlupf aus sehen konnte, hörte ich ihre resoluten Schritte auf den losen Steinplatten vor dem Eingang. Ein paar Sekunden später, klopfte es vorsichtig am Holzrahmen. Ich schwieg, doch Tinka kam einfach herein. Sie lächelte kurz und schüttelte sich ein wenig Blütenstaub aus ihren Haaren.

Ich dachte mir schon, dass ihr hier seid. Ihre Majestät sucht euch überall.“

Ach ja? Kann ich mir gar nicht vorstellen.“

Prinzessin, jetzt seid doch nicht so.“

Kann ich dich was persönliches fragen?“

Aber natürlich.“

Tinka, wir sind doch gar nicht Zofe und Prinzessin. Wir sind doch Freundinnen, nicht wahr?“

Sie nickte und ich murmelte:

Wenn wir echte Freundinnen sind, können wir uns doch alles erzählen, oder?“

Tinka nickte erneut. Ihre Zöpfe wippten dabei auf und ab und ich lächelte. Dann nahm sie ihren Umhang ab, setzte sich auf einen Wurzelstumpf und sah mich erwartungsvoll an.

Was gibt es denn so Bedeutsames, dass es nicht bis nach dem Abendessen warten kann?“

Ich holte tief Luft und erzählte, was ich von Kommandant Leafus erfahren hatte. Ich ertappte mich dabei, dass ein paar meiner Reaktionen vielleicht doch etwas kindisch gewesen waren, doch Tinka wies mich kein einziges Mal zurecht. Als ich geendet hatte, sah sie mich erst wortlos an, dann stand sie auf und ging auf und ab.

Vielleicht wollt ihr das jetzt nicht hören, aber ihr solltet dringend mit ihren Majestäten persönlich sprechen.“

Ach ja?“

Ja.“

Aber warum? Sie haben doch schon alles über meinen Kopf hinweg beschlossen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ich den ersten Schritt machen sollte. Du weißt doch, wie man in den Fichtenhain hinein ruft, so schallt es heraus. Sie sind doch diejenigen, die es zuerst verhummelt haben.“

Ich klang selbst in meinen eigenen Ohren stur und trotzig. Tinka lächelte, dann kam sie auf mich zu und umarmte mich kurz. Sie roch nach Sonnenblumen, Klee, und Blütenstaub. Ich atmete ihren Duft ein und spürte wie mein Zorn nachließ.

Finara, ich will ganz ehrlich zu euch sein. Ich habe keine Ahnung von Politik und dergleichen und ich will auch gar nichts darüber wissen. Ich bewundere euch für eure Neugierde und Stärke, diese ganzen komplizierten Aufgaben anzugehen und zu bewältigen. Und da wollt ihr mir tatsächlich weiß machen, dass ihr für dieses kleine Missverständnis keine Lösung findet? Verzeiht, aber das nehme ich euch nicht ab. Esst etwas. Dann mache ich euch ein Bad, schlaft eine Nacht drüber und morgen wird euch schon etwas einfallen. So zu hadern, ist doch überhaupt nicht eure Art. Oder befürchtet ihr, dass es mehr ist, als nur ein kleines Missverständnis?“

Was meinst du mit kleinem Missverständnis? Sie haben mich angelogen, mich wie ein kleines Feen-Kind behandelt. Wenn sie mich nur glücklich verheiraten wollen, sollten sie mich dann nicht meinen zukünftigen Partner selbst wählen lassen und nicht irgendeinen dahergelaufenen Rammler für mich bestimmen. Und dann erfahre ich das auch noch als Letzte und sie nennen das Ganze eine nette Überraschung. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wie Prinz Weißfell aussieht. Und das alles, während sie hinter meinem Rücken einen Krieg planen? Tinka, was würdest du denken, wenn das deine eigenen Eltern wären?“

Tinka spitzte die Lippen und zog ihre Nase kraus.

Vertraut ihr euren Eltern etwa nicht? Immerhin wollen sie ja nur das Beste für euch. Ich an eurer Stelle würde alles tun, um mit ihnen persönlich zu reden. Ihr kennt nicht alle Fakten.“

Ich blinzelte überrascht.

Nicht alle Fakten?“

Genau.“

Ich kratzte mich erst am Kopf, doch dann ging mir ein Glühwürmchen-Leuchter auf.

Beim Hüter. Du hast Recht. Ich weiß nur das, was Kommandant Leafus mir erzählt hat.“

Richtig. So wie ihr mir das gerade geschildert habt, hat der Kommandant vermutlich von den Majestäten den Befehl erhalten, zuerst mit euch zu reden. Aber ihr habt eure Eltern noch nicht angehört.“

Tinka, wenn ich dich nicht hätte. In Ordnung, ich werde gleich versuchen, mit ihnen zu reden. Wie war das noch mit Essen und Baden?“

Aber gerne doch.“


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